Weiperath hatte bereits seit dem 15.Jahrhundert eine eigene Kirche. Von ihr sind keine weiteren Einzelheiten bekannt, nur dass sie eine Glocke besaß, die weder eine Inschrift noch eine Jahreszahl trug. Um 1780 wurde die ca. 300 Jahre alte Kapelle abgerissen und an gleicher Stelle eine neue errichtet. Die neue Kirche wurde von einheimischen Maurern und Handwerkern aus Bruchsteinen erbaut, die später verputzt wurden. Sie war saalförmig mit dreiseitigem Chorschluß, vier Rundbogenfenstern und einem vierseitigen, verschieferten Dachreiter (Turm). Die Steine wurden in einem Steinbruch in der Nähe des Dorfes gebrochen, das Bauholz wurde von der Gemeinde gestellt. Die Innenausstattung war sehr ärmlich gehalten, der Innenraum war glatt verputzt und weiß gestrichen, der Sockel in dunkler Farbe abgesetzt, der Bodenbelag bestand aus rötlichen Sandsteinplatten und die Decke war aus Holz. Der Altar war aus Bruchsteinen gemauert, ebenfalls verputzt und weiß gestrichen, er besaß weder einen Aufbau noch irgendeinen Schmuck. Auf dem Altar stand eine Holzstatue der heiligen Mutter Anna "Selbdritt", ein kleines Kreuz und zwei Kerzenständer aus Zinn. An den Schrägwänden des Chorraumes waren zwei Terrakotta-Statuen angebracht: der heilige Matthias, der Patron der Walholzkirche und somit Pfarrpatron, und der heilige Erasmus, der Dorfpatron. Den Abschluss des Chorraumes bildete eine Kommunionbank in geschweifter Form. Im Kirchenraum standen sehr einfach gehaltene Kirchenbänke aus Eichenholz. Die nach hinten steil ansteigenden Bankreihen der Empore waren über einen rohen Brettersteg begehbar. Die Glocke wurde aus der alten Kirche übernommen.
Der Platz, auf dem die Kirche erbaut wurde, war sehr beengt, Ställe und Scheunen standen bis auf einen Meter an den Altarraum heran, der Eingang zur Kirche über eine zweistufige Treppe war nur durch eine schmale Rinne von der Dorfstraße getrennt.
1857 erhielt die Kirche einen zweite Glocke.
1906 wurde der Bau einer neuen Pfarrkirche in Hunolstein in Angriff genommen. Die Walholzkirche sollte wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Seit dem 27. Mai 1909, nach Fertigstellung der Hunolsteiner Kirche, war die Walholzkirche nicht mehr die Pfarrkirche. 1910-12 wurde die Weiperather Kirche innen renoviert und es wurden verschiedene Neuanschaffungen getätigt, die durch Schenkungen und Stiftungen finanziert wurden, u.a. einen neuen Altar, neue Bänke und viele Utensilien für den Altardienst. Ein Bildnis von der "Mutter von der immerwährenden Hilfe" wurde anonym gestiftet. Der alte Altar aus Bruchsteinen wurde abgerissen, die Statue der heiligen Anna "Selbdritt" kam auf den Pfarrspeicher nach Hunolstein.
Der neue Altar besaß einen Unter- und Aufbau aus Eichenholz, der Aufbau zeigte seitlich zwei Terrakotta-Statuen, in der Mitte ein Tabernakelkreuz mit Schnitzereien. Die Tabernakeltür zierte ein Engel mit einem Spruchband. Auf der Rückseite war ein Schrankeinbau mit Ankleidetisch. Der Altar war reichlich mit Gold und Farbe gestaltet und verziert worden.
1912 wurde das Allerheiligste in einer feierlichen Prozession aus der Pfarrkirche in Hunolstein in die Filialkirche nach Weiperath gebracht. Im selben Jahr ließ man die Kirche innen ausmalen und dekorieren. Im Ersten Weltkrieg, 1917, wurde die älteste der beiden Glocken beschlagnahmt. Die zweite Glocke zeigte einige Jahre später einen Sprung und schepperte beim Läuten. 1926 erklärte sich die Gemeinde bereit, die Kosten für zwei neue Glocken zu übernehmen, die im Februar 1926 feierlich eingesegnet wurden. 1927 erhielt die Kapelle ihren ersten Kreuzweg. 1941 wurde der Sonntagsgottesdienst für die Weiperather eine Zeit lang regelmäßig in der Weiperather Kapelle gefeiert, weil in Hunolstein die Tiere an der Maul- und Klauenseuche erkrankten und die Weiperather die Kirche dort nicht besuchen durften. Auch das Fronleichnamsfest fiel in diese Zeit und in Weiperath fand zum ersten und einzigen Mal eine Fronleichnamsprozession statt. Im Zweiten Weltkrieg, im März 1942 wurden beide Glocken der Weiperather Kapelle "zu Kriegszwecken" abtransportiert. Erst 1944 konnte eine Glocke aus einer Zinklegierung beschafft werden, die an Palmsonntag 1944 eingesegnet wurde.
Nachdem sich das äußere Bild der Kapelle im Laufe der Jahrzehnte immer mehr verschlechterte, wurden 1948 das Mauerwerk und der Außenputz ausgebessert. Im selben Jahr zeigte die Ersatzglocke ebenfalls einen Sprung und der Gemeinderat genehmigte 1949 zwei neue Bronzeglocken, die im September des selben Jahres feierlich eingesegnet wurden. Die größere war dem heiligen Erasmus geweiht, die kleinere der Gottesmutter. Es stellte sich jedoch heraus, dass der Glockenstuhl für die zwei neuen Glocken zu alt, zu leicht und zu eng war. Die größere Glocke stieß bei starken Schwingungen an die Bretter des verschieferten Dachreiters (Turm), was zu Beschädigungen führte, die immer wieder ausgebessert werden mußten. Seit Frühjahr 1958 wurde deshalb die große Glocke nicht mehr geläutet.
1953 beschloss man, die Kirmes nicht mehr am Namenstag des heiligen Matthias, des ehemaligen Pfarrpatrons, am 24. Februar, zu feiern, sondern am 2.Juni, dem Namenstag des Dorfpatrons, des heiligen Erasmus.
Es wurde im Laufe der Jahre immer deutlicher, dass die Weiperather Kapelle inzwischen für den Ort viel zu klein war und durch ihre Baufälligkeit ein Verkehrshindernis darstellte. An gleicher Stelle konnte keine neue gebaut werden, da der Platz so schon ganz vereinnahmt wurde.
1962 hatte man einen neuen Platz für die Kirche am Südrand des Dorfes gefunden. Von der Zivilgemeinde wurde beschlossen, dass das dafür vorgesehene Grundstück der Kirchengemeinde kostenlos zur Verfügung gestellt wird, wenn dafür der Platz, auf dem die alte Kirche steht, in das Eigentum der Zivilgemeinde übergeht. Die feierliche Grundsteinlegung erfolgte am Namenstag des Heiligen Erasmus, am 2.Juni, dem Schutzpatron der Filiale Weiperath. Dieser Tag fiel in diesem Jahr auf das Pfingstfest. In einer Kapsel wurde folgender Text in lateinischer und deutscher Sprache eingemauert: "Im Jahre des Heils 1963, am zweiten des Monats Juni, am Pfingstfeste, als Johannes XXIII. Papst war, Heinrich Lübke Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Matthias Wehr Bischof zu Trier, Martin Grundheber Pfarrer in Morbach, zu der Zeit Dechant, zur selben Zeit, als Alois Reuber Pfarrer von Hunolstein war, Josef Leuck Bürgermeister von Weiperath, ist für diese Filialkirche von Hunolstein, zu Ehren des heiligen Erasmus, entworfen vom Architekten Schadow in Trier, gebaut vom Architekten Schmitt aus Morbach und von der ganzen Bevölkerung aus Weiperath, dieser Grundstein gelegt worden. Weiperath, den 2.Juni 1963."
Die neue Kirche wurde nach Ortstradition gebaut, d. h. die ganze Bevölkerung legte mit Hand an. 1965 war sie fertig gestellt. Viele Gegenstände aus der alten Kirche konnten übernommen werden, z. B. die beiden Bronzeglocken, der Kreuzweg, der Beichtstuhl, viele Geräte für den Altardienst, die Statuen des heiligen Erasmus, der der Patron dieser neuen Filialkirche war, und des heiligen Matthias, der ehemalige Pfarrpatron und Patron der Walholzkirche, und ebenso eine Statue des heiligen Josef mit dem Jesusknaben, eine selten vorkommende Version, die 1936 von einem Weiperather Bildhauer gestiftet wurde. Auch das Bildnis von der "Mutter von der immerwährenden Hilfe" fand unter der Empore einen passenden Platz.
Ein elektrisches Läutewerk mit Zeitschaltuhr war notwendig, weil das Läuten mit Glockenseilen nicht mehr möglich war. Da die alten Bänke zu klein waren, wurden aus Abtei bei Hermeskeil gebrauchte Bänke besorgt. Ein Harmonium, das sich viele im Dorf wünschten, konnte angeschafft werden. Die Einweihung erfolgte am 11.Juli 1965.
In einer feierlichen Prozession zogen die Menschen von der alten in die neue Kirche. Auch das Allerheiligste wurde übergeführt.
Einige Zeit später ließ man in Morbach neue Bänke für die Kirche anfertigen.
Die leerstehende Kapelle blieb noch bis März 1966 stehen und wurde dann abgerissen und der Platz eingeebnet. Der Altar und die Kommunionbänke wurden in der Walholzkirche aufgestellt und sollen später verkauft worden sein.
Auf dem Platz wurde später ein Wohnhaus errichtet. Eine Gedenktafel erinnert heute daran, dass hier 500 Jahre lang ein Gotteshaus gestanden hat.
Der Standort der neuen Kirche bringt diese in hervorragender Weise zur Geltung: Schon beim Einfahren in den Ort sticht der wuchtige Turm sofort ins Auge. Die Kirche, von Straßen umgeben, steht wie auf einer "Insel". Eingerahmt von Bäumen, vermittelt sie einen Platz der Ruhe.
Die heilige Anna Selbdritt
Die Statue stellt die heilige Anna mit ihrer Tochter Maria und das Jesuskind dar. Es ist die Arbeit eines unbekannten Künstlers aus der ersten Hälfte des 15.Jahrhunderts.
Nach mündlicher Überlieferung stand sie schon in der ältesten Kapelle von Weiperath.
Um 1780 wurde eine neue Kapelle mit einem Bruchsteinaltar erbaut, auf dem die Statue bis 1910, als ein neuer Altar aus Eichenholz angeschafft wurde, aufgestellt war. Sie kam nun auf den Pfarrspeicher nach Hunolstein.
1946 wurde sie dort wieder entdeckt, die Statue war in einem erschreckenden Zustand und ganz von Würmern zerfressen. 1948 wurde sie restauriert und angemalt. Man stellte sie anschließend in der Pfarrkirche in der Gedächtnisstätte für die Gefallenen auf. Später nahm man sie dort weg und bewahrte sie an einer anderen Stelle auf.
Am 28.Februar 1993 wurde sie in einer feierlichen Prozession nach Weiperath "heimgeholt" und erhielt in der Filialkirche einen sorgfältig vorbereiteten Platz.
Quelle: Weiperath - ein Dorf und seine Geschichte
Der heilige Erasmus
Informationen aus "Die Heiligen und Namenspatrone im Jahreslauf"
Bedeutung des Namens: liebenswert, begehrenswert
Gedenktag: 2.Juni
Kennzeichen: Bischofsstab mit Ankerwinde
Helfer bei Geburtswehen und Bauchschmerzen
Patron der Seeleute und Schiffsreisenden
Erasmus gehört zu den Märtyrern und Nothelfern. Er stammte wahrscheinlich aus Antiochia in Kleinasien, wo er später zum Bischof ernannt wurde.
Unter Kaiser Diokletian fanden furchtbare Christenverfolgungen statt, und er mußte aus seiner Diözese fliehen. Der Legende folgend, zog er sich auf einen Berg im Libanon zurück und lebte dort sieben Jahre. Eines Tages erschien ihm dort ein Engel, der im befahl, nach Antiochia zurückzukehren.Dort wurde er von den Häschern Diokletians überwältigt, eingesperrt und brutal gefoltert. Ihm wurden mit einer Winde die Eingeweide aus dem Leib gerissen. Erasmus aber überstand diese Qualen lebend und wurde des Nachts von einem Engel befreit.
Er wurde vom Erzengel Michael nach Italien geführt und wirkte von da an in Fórmia, das zwischen Rom und Neapel liegt, als Seelsorger. Bei der Überfahrt geriet das Schiff in einen heftigen Sturm, doch Erasmus besänftigte mit seinem Gebet das Meer und das Schiff erreichte sicher sein Ziel. Erasmus soll noch sieben Jahre in Fórmia gelebt haben und starb dann hochbetagt um das Jahr 303. Seine sterblichen Überreste wurden im neunten Jahrhundert nach Gaeta nördlich von Neapel überführt.
Der Dom in Gaeta trägt bis heute den Namen des Heiligen: S.Eramo. Das Fest des hl. Erasmus, die Weiperather Kirmes, wird am ersten Wochenende nach dem 2. Juni gefeiert.
Lesen Sie bitte auch: 900 Jahre Weiperath • Hunsrücker Holzmuseum • Bürgersaal in Weiperath • Eisenhammerwerk an der Dhron • Kapellchen und Wegkreuze • Schulen in Weiperath • Walholzkirche zwischen Weiperath und Hunolstein • Kelteranlage des Heimatvereins • Aus der Chronik • Persönlichkeiten • Weiperath im Wandel der Zeit