Die Walholzkirche liegt in einem idyllischen Wiesental zwischen Weiperath und Hunolstein. Sie wird 1228 erstmals urkundlich als "Kirche in Wahlholtz" erwähnt und gehörte zur Pfarrei Berglicht, hatte aber einen eigenen Taufbrunnen. 1389 wurde die Pfarrei Walholz gegründet und seit 1569 bestand eine Doppelpfarrei Walholz/Morscheid. Zu dem Pfarrgebiet zählten: Morscheid, Riedenburg, Hoxel, Wolzburg, Allenbach, Thranenweier, Hüttgeswasen, Gutenthal, Hunolstein, Odert, Weiperath und die zahlreichen Mühlen in den Bachtälern. Es muss damals für die Pfarrer ein beschwerlicher Dienst gewesen sein, da nur wenige Straßen mit einem Fuhrwerk befahren werden konnten. Die meisten Wege waren nur zu Pferd oder zu Fuß passierbar.
1821 erhielt die Pfarrei Walholz die Bezeichnung Pfarrei Hunolstein. Die heutige Walholzkirche ist die dritte Kirche, die an dieser Stelle steht. Die erste, eine Kapelle ganz aus Holz, wurde wahrscheinlich zwischen 1130 und 1150 erbaut. Das ergaben Untersuchungen am untersten Drittel des Turmes, der noch von der ersten Kirche stammt. Die zweite Kirche wurde Mitte des 15.Jahrhunderts erbaut. Das Langhaus war kleiner als das der heutigen, dritten Kirche. Als diese 1760 erbaut wurde, wurden Teile des Friedhofs für die notwendige Erweiterung einbezogen, was zahlreiche menschliche Knochenfunde bei der Entfernung der Bodenpartien im Innern 1991/92 belegen. Bis in die dreißiger Jahre des 20.Jahrhunderts standen noch Sandsteinkreuze entlang des Gehweges, die während der Zeit der zweiten Kirche aufgestellt worden waren.
Im Mai 1909 wurde die neuerbaute Kirche in Hunolstein zur Pfarrkirche ernannt. Die Walholzkirche wurde geschlossen und nach 750 Jahren geschichtlichem Werdegang ihrem Schicksal überlassen. Viele Gegenstände wurden in die neue Pfarrkirche übernommen: außerhalb der Kirche am Seitenportal hat man das Kreuz, das in Walholz über dem Hochaltar angebracht war, als Missionskreuz errichtet. Die Aufbauten der beiden Seitenaltäre stammen aus der Walholzkirche, ebenso die Kreuzwegstationen und die Statuen der heiligen Barbara und des heiligen Matthias, des Pfarrpatrons der Walholzkirche, die am Hochaltar standen. Auch die beiden Glocken von Walholz wurden in die Hunolsteiner Kirche gebracht, eine stammt aus dem Jahr 1391, die andere ist vermutlich noch älter.
Die Kirche in Walholz erhielt später eine kleine Glocke jüngeren Datums. Die Glocken in Hunolstein blieben wegen ihres Kunstwertes von der Beschlagnahmung im Zweiten Weltkrieg verschont.
Die Sterbeämter der Verstorbenen aus Weiperath wurden noch in Walholz gehalten, die der Verstorbenen aus Odert und Hunolstein in Hunolstein. Die Bestattungen selbst fanden in Walholz statt. 1957, nach Beendigung der Flurbereinigung, legten die drei zur Pfarrei Hunolstein zählenden Gemeinden eigene Friedhöfe in Ortsnähe an. Seitdem gab es keine Beerdigungen mehr in Walholz.
Der Verfall und die zunehmende Verwahrlosung seit Schließung der Kirche waren nicht aufzuhalten: die Fenster wurden durch Steinwürfe u.ä. zerstört und durch Auseinanderbiegen der Gitterstäbe an einem Fenster der Sakristei verschaffte man sich auch Zugang ins Innere der Kirche um die Zerstörung fortzusetzen.
Fachmänniche Untersuchungen an den Innenwänden brachten ältere, übertünschte Wandmalereien zum Vorschein.
1969 wurden Mittel zur Verfügung gestellt um die wichtigsten Schäden zu beheben: Ersatz der morschen Bretter des Daches, Neudeckung des Turmes und des Daches mit Schiefer und Erneuerung der Dachrinnen. Ein großes Problem stellte die Feuchtigkeit im Fundament und im Kirchenraum dar, bedingt durch ein Wasserbassin, das für die Grabpflege angelegt worden war, und einem defekten Drainagesystem. Daneben war die Empore baufällig und der Putz bröckelte von den Wänden.
1990 wurde der "Förderkreis Walholzkirche" gegründet, der sich zum Ziel setzte, dieses Kulturdenkmal zu renovieren und zu erhalten. Durch Zuschüsse, Spendengelder und beachtliche Eigenleistung vieler Helfer wurde die Raumschale renoviert , die Innenausstattung instandgesetzt und eine neue Kirchhofsmauer erstellt. Heute stellt die Walholzkirche eine beliebte Kulisse für Hochzeiten und Konzerte dar.
Wa(h)lholzkirche - ein Versuch, die Herkunft des Namens zu erklären:
Zitat aus einem Bericht im "Paulinus" im Mai 1990: "Eine ganze Reihe von Sagen ranken sich um die Walholzkirche. Die einsame Lage in einem Wiesental und nicht etwa mitten in einer Siedlung wird mit einem Streit der umliegenden Dörfer begründet: Jedes Dorf wollte die Kirche bei sich haben, bis sich das größere Hunolstein durchsetzte. Das Bauholz wurde also geschlagen und in Hunolstein aufgeschichtet. Doch nachts war ein Rauschen in der Luft zu vernehmen, und am nächsten Morgen fand sich das Holz in jenem Wiesengrund. Mühsam wurde es zurück nach Hunolstein geschafft. Noch zweimal wiederholte sich der "Spuk", bis dem "göttlichen Wink" gefolgt wurde. Der Name "Walholzkirche" bedeutet denn auch: Die Kirche, die sich ihren Platz selbst gewählt hat."
Was ist dran an dieser Geschichte? Tatsache ist, dass es, nach Besiedlung der Höhengebiete durch die Franken gegen Ende des ersten Jahrtausends und durch das stetige Wachstum der Bevölkerung, notwendig wurde, neue Kirchen zu bauen. Die ersten schon gegründeten Pfarreien umfassten sehr große Gebiete, die geteilt werden mussten. Der neue Pfarrbezirk, dem auch Weiperath angehörte, ging aus der großen Pfarrei Berglicht hervor. Er umfasste die Orte Haag, Horath, Merscheid, Elzerath, Heinzerath, Gutenthal, Hoxel, Morscheid, Riedenburg, Wolzburg, Odert, Weiperath, Mensperg, das neben Weiperath in der Meisburger Flur angesiedelt war und 1282 wieder aufgegeben wurde, und Lampertsberg, den Vorläufer des erst später gegründeten Hunolstein. Das heißt, Hunolstein kann bei dem Streit um den Standort der Kirche nicht beteiligt gewesen sein. Außerdem lag Lampertsberg vom Standort der Kirche zu weit entfernt, als dass es dabei eine Rolle gespielt haben könnte. Vorstellbar wäre, dass sich Weiperath und Mensperg um den geeigneten Platz stritten. Für Weiperath wäre "das Käppchen" oberhalb des Walholzer Berges der richtige Platz gewesen, für Mensperg wohl der "untere Kaulenberg". Beim nächtlichen Hinabgleiten des Bauholzes wäre dieses, gleich von welcher Anhöhe, genau an diesem Platz, auf dem die Kirche steht, liegengeblieben.
Quelle: Weiperath - ein Dorf und seine Geschichte